Weiterentwicklungen der Triebwerke

Die Space Shuttle Main Engines entsprachen bei Planung, Entwicklung und Bau in den 70er Jahren und bei Zertifizierung und Erstflug in den frühen 80ern dem damaligen Stand der Hochtechnologie. Doch schon während der Zertifizierungsphase entwickelten Rocketdyne-Ingenieure Ideen für Weiterentwicklungen, um neuesten technologischen Entwicklungen gerecht zu werden. Verbesserung und Weiterentwicklung der Space Shuttle Main Engines stellen zwar einen kontinuierlichen Prozeß dar. Trotzdem können vier wesentliche Phasen unterschieden werden.

Ende 1982 war der Wartungsaufwand zwischen den einzelnen Flügen derart hoch, daß Verbesserungen der Triebwerke dringend notwendig wurden. Außerdem versagten einige Triebwerke bei Brenntests im Full Power Level (109 %). Daher initiierte die NASA ein Weiterentwicklungsprogramm, das in drei Phasen eingeteilt wurde. In Phase I sollte der Wartungsaufwand reduziert werden, in Phase II sollte der Full Power Level von 109 % erreicht werden, der für Starts von Vandenberg, Kalifornien aus erforderlich wäre. In Phase III schließlich sollten Verbesserungen eingeführt werden, die die Sicherheitsgrenzen der Triebwerke erweitern sollten.
Demzufolge betrafen Veränderungen der Phase I, die in den frühen 80er Jahren zur Verbesserung der First-Manned-Orbital-Flight-Triebwerke eingeführt wurden, vorwiegend die Haltbarkeit einzelner Triebwerksteile und Mängel, die in den Brenntests am Boden festgestellt worden waren. Sie führten zum Erreichen des Power Levels von 104 % im Routinebetrieb der Triebwerke.
Nach dem Challenger-Unglück im Januar 1986 wurde die Zertifizierung des 109 % Power Levels ausgesetzt und die Phase III gestrichen. Alle Neuentwicklungen der Phase II, die vor allem Wiederverwendbarkeit und Operabilität der Triebwerke verbesserten, wurden jedoch nach und nach in den Flugbetrieb eingeführt.

Noch während des Test- und Zertifizierungsprogramms der Phase II initiierte die NASA ein Programm, das Verbesserungen der Triebwerke für die weitere Nutzung der Space Shuttles bis in das 21. Jahrhundert hinein zum Ziel hatte. Primär sollten Sicherheit und Zuverlässigkeit der Triebwerke verbessert werden. Es sollten aber auch die wiederkehrenden Kosten vermindert und die Triebwerksleistung erhöht werden. Daher wurden die Komponenten für mögliche Verbesserungen ausgewählt, die in der Vergangenheit die höchste Fehlerrate oder den höchsten Wartungsaufwand aufwiesen. Diese waren die Hochdruck-Turbopumpen, Triebwerkskopf, Wärmeaustauscher und die Hauptbrennkammer. Die Komponenten erfuhren teils wesentliche Verbesserungen, die schrittweise als Block-Veränderungen in den 90er Jahren in die Triebwerke integriert werden sollten. Die NASA wählte die überarbeitete Hochdruck-Sauerstoff-Turbopumpe, den Doppelröhren-Triebwerkskopf und den Einzelrohr-Wärmeaustauscher für die Block 1-Konfiguration aus. Die Block 2-Konfiguration sollte eine verbesserte Hochdruck-Wasserstoff-Turbopumpe und die Hauptbrennkammer mit weiter Öffnung beinhalten. Man beauftragte daher die Firma Rocketdyne mit der Weiterentwicklung von Triebwerkskopf, Hauptbrennkammer und Wärmeaustauscher während Pratt & Whitney mit der Neuentwicklung der Hochdruck-Turbopumpen betraut wurde.

Das Ende der 80er Jahre begonnene Programm wies andere Ansätze auf als frühere. Die Verbesserungen mußten nun nicht mehr primär die Leistung verbessern. Vielmehr nahm man kleinere Leistungseinbußen für wesentliche Verbesserungen der Triebwerkssicherheit in Kauf. Verlust an spezifischem Impuls und/oder vermehrtes Triebwerksgewicht wurden durch Gewichtsreduktion bei anderen Komponenten des Shuttles ausgeglichen, so daß die Gesamtleistung der Space Shuttle nahezu gleich blieb.
Durch die Weiterentwicklung einzelner Komponenten wurden kritische Fehlermodi eliminiert und der Funktionsspielraum erweitert. Außerdem wurden Arbeitsschritte während der Vorbereitung zwischen einzelnen Flügen dadurch reduziert, daß einzelne Triebwerksteile für Inspektion und Wartung nicht mehr demontiert werden müssen.

            Triebwerksgenerationen
Gen.
Konfiguration
Anzahl
SSME's
Erstflug
letzter Flug
Anzahl
Flüge
1
FMOF    
3
STS - 1
12. 04. 1981
STS - 5
11. 11. 1982
15
2
10
STS - 6
04. 04. 1983
STS - 25
28. 01. 1986
60
3
Phase II
19
STS - 26
29. 09. 1988
STS - 93
23. 07. 1999
171
4
Block 1  
7
STS - 70
13. 07. 1995
STS - 88
04. 12. 1998
27
5
Block 2A
12
STS - 89
22. 01. 1998
STS - 109
01. 03. 2002
49
6
Block 2  
17
STS - 104
12. 07. 2001
STS - 129
16. 11. 2009
65



1. Phase I
2. Phase II
3. Block 1 - Konfiguration
4. Block 2 - Konfiguration
5. Zukünftige Entwicklungen

Quellen: 7, 8


letztes Update: 2. Januar 2010, 21:04:51